Wie man eine Goldfeder reinigt

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Von Edgar, am 3. November 2020

Zuletzt am 5. November 2020 überarbeitet

1Oxide von Metallen werden häufig als Farbpigmente verwendet, so etwa Titan(IV)-oxid (TiO2) als Titanweiß für einen weißen oder Chrom(III)-oxid (Cr2O3) für einen olivgrünen Farbton. Doch diese Oxide dienen auch als Schleif- und Poliermittel, wie etwa Aluminiumoxid (Al2O3), bekannt unter dem Namen Korund, das z. B. auch in vielen Autopolituren und anderen Polier- bzw. Schleifmitteln enthalten ist.

2Wenn wir jedoch die empfindliche Goldfeder eines alten Füllfederhalters reinigen und aufpolieren möchten, sollte man auf Eisen(III)-oxid (Fe2O3) aus dem Juwelier- oder Dentalbedarf zurückgreifen. Dieses Oxid ist auch unter den Namen Polierrot bekannt, wobei noch unzählige andere, teilweise nicht eindeutige Namen wie Pariser Rot, mit dem auch das giftige Blei(II,IV)-oxid gemeint sein kann, in Frage kommen.

3Unser Polierrot gibt es als Pulver, das man mit Wasser zu einer Paste vermischen muss oder in Barrenform, wobei hier das Eisenoxid in Wachs gebunden ist. Von einem solchen Barren kann man nun eine geringe Menge, z. B. mit einer Schraube oder einem Messer, abraspeln und anschließend mit etwas Öl vermischen: jewellers rouge barAbb. 1

Feder demontieren

4Bevor wir die Feder jedoch reinigen bzw. polieren können, müssen wir Feder, Tintenleiter und Griffsektion voneinander trennen. Bei den meisten Vintage-Füllfederhaltern bedient man sich hierzu eines Ausschlage­blocks (Knock Out Block). Man sollte diese Prozedur keinesfalls ohne spezielles Werkzeug – außer man ist in der Lage, es selbst anzu­fertigen – durchführen, weil sichergestellt werden muss, dass der Tinten­leiter kerzengerade ausgetrieben wird. Ist das nicht gewährleistet, kann der Tintenleiter brechen und natürlich kann auch die Feder Schaden nehmen. Zwar könnte die Feder in diesem Falle vermutlich noch gerettet werden; im Falle eines zerbrochenen Tintenleiters wäre die Sache jedoch gelaufen, weil sich das Material (norma­lerweise Hartgummi) nur schwer kleben lässt, gerade an belasteten Stellen.

5Man sollte die Feder nicht routinemäßig demontieren, sondern nur, wenn diese sonst nicht zu reinigen oder der Tintenleiter verstopft ist. Andernfalls besteht immer ein gewisses Risiko von Beschädigungen.

6Bei den im Handel erhältlichen Knock Out Blocks werden mehrere Rundstäbe unterschiedlichen Durch­messers mitgeliefert, mit denen der Tintenleiter vorsichtig ausgeschlagen wird:

knock out blockAbb. 2

7Was den Stab anbelangt, sollte man hier den größten Durchmesser wählen, der ohne Kraftanstrengung in das Anschlussstück der Griffsektion passt. Allerdings ist darauf zu achten, dass das hintere Ende mancher Tintenleiter nicht zwangsläufig eine plane Fläche ist. Man muss insoweit aufpassen, dass man nicht irr­tümlich die Leiterbahn beschädigt, weil man den Stab falsch ansetzt. Zur besseren Verdeutlichung hier ein Foto, das oben einen Tintenleiter von Waterman und unten einen von Mabie Todd SWAN zeigt: feed comparisonAbb. 3

8Wichtig ist es, dass wir die Griffsektion wässern, damit sich der Tintenleiter mit Wasser vollsaugt, bevor wir zum Schlag ansetzen. Außerdem ist es wichtig, die Griffsektion zu erwärmen (etwa mit einem handels­üblichen Haarföhn), um die Bruchgefahr zu verringern. Wenn man dann immer wieder vorsichtig und vor allem kerzengerade mit dem Hammer auf den Rundstab schlägt und auch sonst alles richtig gemacht hat, hat man drei unversehrte Teile vor sich liegen: nib, feed, sectionAbb. 4

9Die Feder polieren wir dann anschließend mit dem angerührten Polierrot und einem Wattestäbchen: polishing of the gold nibAbb. 5

10Schlussendlich reinigen wir die Feder dann noch sorgfältig in Seifenwasser: beforeAbb. 6 afterAbb. 7

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