Flüssigkeiten

Von Edgar, am 17. Oktober 2016

Zuletzt am 31. Oktober 2020 überarbeitet

1Bei bestimmten Flüssigkeiten ist bekannt, dass diese die Materialien alter Füllfederhalter angreifen können, andere hingegen können unproblematisch zur Reinigung verwendet werden. Die nachfolgende Aufzählung ist nur als Auszug zu verstehen, denn auch andere, hier nicht aufgezählte Substanzen könnten den Materialien schaden.

2Zum Reinigen sollte man Leichtbenzin (wird auch als light naphtha bezeichnet) verwenden. Es greift weder Zelluloid noch Ebonit an, muss jedoch frei von Aromaten sein. Mit den nachfolgenden Einschränkungen kann grundsätzlich auch kaltes bis lauwarmes Wasser verwendet werden, abhängig von Art und Grad der Verschmutzung.

I. Zelluloid & Co.

3Viele alte Füllfederhalter bestehen aus Zelluloid oder einem ähnlichen Kunststoff. Sheaffer etwa nutzte ab 1948 einen Kunststoff mit dem Namen Forticel (Cellulosepropionat1), der von der Celanese Corporation entwickelt und hergestellt wurde.

Mit Zelluloid ist jedenfalls bei Füllfederhaltern meistens eine Verbindung aus dem leicht brennbaren Cellulosenitrat (Schießbaumwolle) und nicht das ungefährlichere Celluloseacetat gemeint, das später als Ersatz für den bis dahin gängigen, nicht besonders haltbaren Zelluloidfilm (auch Nitrofilm) verwendet wurde, weil dieser aufgrund der leichten Entflammbarkeit schnell zu Bränden führen konnte. Trocknet das Material aus, entwickelt es allmählich Sprengstoffcharakter und muss unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden.2 Damit ist die leicht brennbare Verbindung aus Cellulosenitrat und Campher gemeint und nicht Celluloseacetat. Zelluloid sind mitunter leicht entzündlich und sollte man von heißem Wasser fernhalten, da die Oberfläche des Materials milchig-stumpf wird. Im englischsprachigen Raum wird dieses Phänomen auch als clouding bezeichnet: clouding on celluloid

4Tabu sind ebenso Aceton (enthalten z. B. in Nagellackentferner), andere Ketone wie Butanon, sowie Ethanol, wobei Ethanol naturgemäß Hauptbestandteil von Brennspiritus ist. Auch in manchen Glasreinigern ist Ethanol enthalten.

II. Ebonit

5Ebonit (Hartgummi) selbst ist chemisch weitgehend resistent und gegen Wasser unempfindlich, ob heiß oder kalt. Wurde das Material hingegen durch UV-Licht vorgeschädigt, was im Vorhinein oft nicht ganz klar ist, kann allerdings selbst kaltes Wasser unschöne Alters­erscheinungen in Form von grünen Verfärbungen zum Vorschein bringen, die zuvor nicht sichtbar waren (fading).

6Heißes bzw. kochendes Wasser über einen längeren Zeitraum führt dazu, dass Ebonit zu seiner Ursprungs­form zurückfindet (Memory-Effekt). Das ist hilfreich bei Reparaturen von Dellen, bedeutet aber auch, dass dabei Gravuren und die bei alten Ebonit-Füllern typischen Guillochierungen (Texturierung der Oberfläche) verloren gehen.

7Das Griffstück vieler Füllfederhalter besteht häufig auch dann aus Ebonit, wenn der Füllfederhalter sonst aus Zelluloid besteht.

III. Casein

8Weit seltener wurde Casein, auch bekannt unter dem Handelsnamen Galalith, als Material verwendet. Es darf nur kurzzeitig mit Wasser in Kontakt kommen, weil es bei längerem Kontakt mit Wasser aufquillt: water damange on casein

9Häufig werden Füllfederhalter, die weitgehend aus Zelluloid bestehen, für Füllfederhalter aus Casein gehalten.3 Tatsächlich wurde das Material aber – zum Glück – nur selten eingesetzt, etwa:

  • Zumindest bei einigen der Füllfederhalter der britischen Hersteller Burnham und Conway Stewart.
  • Die weißen Sterne in der Kappe alter Montblanc-Füllfederhalter bestanden aus Casein4, vermutlich waren davon nur die frühen Füller aus Ebonit, nicht aber die späteren aus anderem Kunststoff betroffen.
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